Ein Schuss Polarluft und ein Ex-Hurrikan

Spekulativer Weitblick: Was bringt uns die erste Oktober-Woche?

Der Wochen-Trend vom letzten Freitag hat ganz gut gepasst: Der September geht wie erwartet mit normalen bis leicht überdurchschnittlichen Temperaturen zu Ende. Der kommende (Wahl-Sonntag) bringt uns zum Beispiel Nachmittagstemperaturen zwischen 20 und 26 Grad und viel Sonnenschein.

In der Monatsbilanz wird der September 2019 um rund 1 °C zu warm ausfallen und ist heuer der siebente überdurchschnittlich warme Monat. Mehr dazu am Montag. Jetzt der Blick in den noch unsicheren aber sehr interessanten Teil der Wetterkarten.

Info: Diesen Beitrag gibt es auch als Podcast (Downloads für Android und iOS siehe Spalte rechts) und hier als Audio-Datei:

Sturmtief zu Beginn der neuen Woche

Am Montag, dem letzten Tag des Monats streift uns ein Sturmtief. Vor allem im Norden und Osten Österreichs sind Böen um 70, 80 km/h zu erwarten, in exponierten Lagen und auf den Bergen auch mehr. Aktuelle Warnungen auf www.zamg.at/warnungen).

Der Schwerpunkt dieses Herbststurmes liegt westlich und nördlich von Österreich. Denn das sehr flotte Sturm-Tief erreicht am Sonntag Süd-England, Frankreich und die BENELUX-Staat, überquert am Montag Deutschland und ist am Dienstag dann schon in Finnland. Siehe Bild 1.

Bild 1: Sehr schnell überquert ein Sturm-Tief von Sonntag bis Dienstag Europa. Österreich streift es nur.
Der orange Kreis markiert den Bereich mit den höchsten Windspitzen. Credit: windy.com

Zweite Wochenhälfte bringt polare Kaltluft

Am Dienstag strömt aus Südwesten milde Luft nach Österreich. Aber zur Mitte der Woche dreht die Strömung auf Nordwest bis Nord. Damit macht sich polare Kaltluft auf den Weg zu uns nach Österreich. Siehe Bild 2. Immerhin erwärmt sich diese Luftmasse unterwegs etwas, unter anderem weil die Nordsee mit ca. 13 bis 17 °C noch relativ warm ist.

Trotzdem: Der Donnerstag sieht es derzeitiger Sicht sehr frisch aus, mit Nachmittagstemperaturen in den Landeshauptstädten zwischen ca. 7 und 13 °C. Das ist um etwa fünf Grad kühler als an einem durchschnittlichen Tag Anfang Oktober.

Bild 2: Am Donnerstag dürfte polare Kaltluft nach Österreich strömen. Credit: windy.com

Nord-Stau mit Regen und Schnee

Diese kühle Wetterlage bringt zur Wochenmitte in einigen Regionen auch ordentlich Regen und Schnee. An den Alpen staut sich die von Norden kommende kühle und feuchte Luft wie an einer Staumauer. Diese Regionen werden daher „auf meteorologisch“ Nordstau genannt. Speziell am Donnerstag dürfte auch die Schneefallgrenze interessant werden und (knapp) unter 1500 Meter sinken. Im Hochgebirge kommen nächste Woche 10 bis 30 Zentimeter Neuschnee zusammen.

10 bis 30 Zentimeter Neuschnee dürfte die nächste Woche im Hochgebirge bringen. Credit: windy.com

Richtung Wochenende dürfte es dann langsam wieder milder werden (allerdings bei eher wechselhaftem Wetter). Dafür ist zu einem guten Teil Lorenzo verantwortlich.

Ein Ex-Hurrikan durchbricht den Kälte-Schwall

Lorzeno ist heute (Freitag) noch ein Hurrikan am Atlantik, zwischen Afrika und der Karibik. In den nächsten Tagen zieht er über die Azoren oder zumindest relativ knapp daran vorbei nach Europa. Dabei schwächt er sich langsam ab und erreicht am Freitag Frankreich und England. Siehe Bild 3. Lorenzo schaufelt an seiner Vorderseite warme Luft nach Mitteleuropa und durchbricht damit den Kälteschwall aus dem Norden.

Bild 3: Der ehemalige Hurrikan Lorenzo erreicht am Freitag Europa und schaufelt an seiner Vorderseite milde Luft nach Österreich (oranger PFeil). Credit: windy.com

Nichts Genaues weiß man nicht

Ein ehemaliger Hurrikan hilft also, dass es Richtung Wochenende in Österreich langsam wieder milder wird. Aber: So kleine Tiefdruckgebiete wie dieser Lorenzo sind langfristig von den Vorhersagemodellen nur schwer zu erfassen. Schon kleine Änderungen ihrer Position können markante Auswirkungen auf die Großwetterlage haben. Daher wird ab dem Freitag die Lage sehr undurchsichtig. Ab diesem Tag hat fast jedes Modell eine andere Idee vom weiteren Verlauf.

Herbstlicher Kompromiss: kein Altweibersommer, kein Wintereinbruch

Geben wir uns damit also zufrieden. In der Kurzfassung sieht die erste Oktober-Woche also folgendermaßen aus:

Am Montag stellenweise sehr windig bis stürmisch. Am Dienstag relativ mild. Zum Donnerstag hin deutlich kälter und Schnee auf den Bergen. Ab Freitag dann möglicherweise wieder milder.

Ein stabiles Herbstwetter (Altweibersommer) ist also für nächste Woche derzeit nicht in Sicht. Und auch der Winter gibt sich vorerst mit dem Hochgebirge zufrieden.

Wer noch tiefer in die Glaskugel schauen möchte: Die Saisonvorhersagen gehen derzeit für den Zeitraum von Oktober bis Dezember von relativ mildem Wetter aus.

Aber das ist schon sehr, sehr spekulativ. Daher Schluss jetzt!

Vielen Dank für Deine Zeit mit der Wetterzeit
und ich wünsche ein schönes Wochenende und eine gute neue Woche!