Das wird der wärmste Juni aller Zeiten! Oder doch nicht? Heute versuchen wir, ein wenig unseriös zu sein. Aber auf ganz seriöse Art natürlich.
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Das wird der wärmste Juni der Messgeschichte. Darf man das jetzt schon sagen, knapp zwei Wochen bevor der Monat zu Ende ist?
Naja, ganz seriös ist das natürlich nicht. Aber: Ich würde mich zu einer Wette hinreißen lassen. Zwei Argumente sprechen dafür:
Juni 2019: zur Halbzeit wärmster Monat
Erstens: Dieser Juni (2019) war in seinen ersten beiden Wochen so warm, dass er zur Halbzeit schon vor den bisherigen Spitzenreitern liegt ( vor dem Juni der Jahre 2003 und 2017).
Hier eine Aufstellung der wärmsten Juni-Monate im Tiefland Österreichs in der ersten Juni-Hälfte:
(Um genau zu sein: Es ist das Mittel der täglichen Höchstwerte für die gesamte Fläche Österreichs unter 900 Meter Seehöhe für den Zeitraum von 1. bis 17. Juni, für alle Juni-Monate seit 1961)
Diese Daten lassen sich übrigens auf der Website der ZAMG abrufen (www.wetterzentrale.de findet man für viele Orte Ensemble-Prognosen. Die Grafik hier zeigt den aktuellen Stand der „Spaghettis“ für Wien.
Die dicke rote Linie zeigt die für die Jahreszeit typische Temperatur an. Die vielen dünnen Linien sind die einzelnen Modelläufe („Spaghetti“). Wir sehen hier: Vorerst (18.-21. Juni) ist es etwa fünf Grad wärmer als in einem durchschnittlichen Juni (alle Linien ca. fünf Grad oberhalb der roten Kurve). Am kommenden Wochenende (22./23. Juni) kühlt es etwas ab und es erwarten uns einigermaßen normale Temperaturen. Nächste Woche wird es dann heiß, die meisten Linien liegen fünf bis zehn Grad über dem Mittel. Das bedeutet für nächste Woche in Wien Höchstwerte irgendwo im Bereich 30 bis 35 Grad oder vielleicht sogar darüber (!).
(Hinweis: Lasst euch durch die tiefen Zahlenwerte nicht irritieren. Das sind Prognosen für rund 1500 Meter Höhe, weil hier der Temperaturverlauf weniger vom Erdboden beeinflusst wird. Für Wien rechnet man Daumen-Pi-Halbe 14 Grad dazu)
Wetten?
Fazit aus Argument 1 und 2: Der Juni 2019 liegt zur Halbzeit an der Spitze der wärmsten Juni-Monate. Und es spricht einiges dafür, dass er diese Position bis zum Monatsende behält.
Mit ein bissl Mut zum Risiko kann man also darauf wetten: Das wird der wärmste Juni der Messgeschichte.
Da kann Mozart nicht mithalten
Und selbst wenn sich Platz 1 nicht ausgeht, wird dieser Juni auf jeden Fall als außergewöhnlich warm in Österreichs Messgeschichte eingehen.
Diese Messgeschichte ist übrigens schon sehr lange. Über einzelne sehr lange Messreihen hat die ZAMG für Österreich Juni-Temperaturen bis in Jahr 1767 rekonstruiert. 1767 – damals war Wolfgang Amadeus Mozart ein Bub mit 11 Jahren.
Dazu gleich ein kleiner Aufmerksamkeitstest:
Wenn man die Junis dieser 252 Jahre Messgeschichte auswertet, sind die wärmsten zehn aus den folgenden Jahren. Fällt euch dabei etwas auf?
2003, 2017, 1811, 2002, 1822, 2007, 2012, 2018, 2008, 2000.
Das ungewöhnliche an Aufzählung ist: Da sind fast nur 2000er-Jahre dabei. Es gibt in Österreich regelmäßige Temperaturmessungen bis ins Jahr 1767 zurück, als Mozart noch ein Bub war. Aber von den zehn wärmsten dieser 252-Juni-Monat haben wir, die wir jetzt leben, acht erlebt. Sie waren alle in den 2000er-Jahren. Und der Juni 2019 wird sich in dieser Liste der Top 10 auf jeden Fall einreihen, möglicherweise sogar an der Spitze.
So viel zu einer Frage, die im kühlen Mai gelegentlich aufgetaucht ist: „Ist das mit der Klimaerwärmung überhaupt sicher?“ Ja, die eindeutigsten Signale gibt es bei der Erwärmung. Das betrifft nicht nur den Juni sondern alle Monate. Nicht nur in Österreich, sondern weltweit.
Vergangenheit und Zukunft in Österreich
Übrigens: Wer mehr zur Entwicklung des Klimas in Österreich wissen will, mit sehr regionalen Auswertungen für die Vergangenheit und Zukunft, findet die bisher umfassendste Untersuchung in den Ergebnissen des ÖKS-15-Projekts: ->LINK
Warming Stripes: der Juni seit 1767
Zum Schluß nochmals zum Juni und jetzt mit der Darstellung der „Warmings Stripes“, die Ed Hawkins von der Universität Reading (UK) erfunden hat.
Zeichnet man für jeden relativ kühlen Juni einen Streifen in einem Blau-Ton (je kühler desto blauer) und für jeden zu warmen Monat einen Rot-Ton (je wärmer desto röter), dann ergibt das für Österreich im Zeitraum 1767 bis 2019 folgende Grafik (wobei der Juni 2019 vorerst nur mit dem Halbzeitwert dabei ist). Die Erwärmung der letzten Jahre sieht man mit freiem Auge.
Das war´s für heute. So viel zum Juni und zur (vorsichtigen) Spekulation über einen möglichen wärmsten Juni der Messgeschichte.
Danke für Deine Zeit mit der Wetterzeit, ich wünsche Dir noch einen schönen Rest-Juni und einen guten „Rutsch“ in den Sommer. Der astronomische Sommerbeginn ist am 21. Juni 2019 um 17:54 Uhr.