Warum startet der Frühling manchmal am 21. März und manchmal am 20. März und in ein paar Jahren sogar am 19. März? Das muss sich doch kurz und einfach erklären lassen. Vielleicht sogar so, dass man das – ganz nebenbei und elegant – auch in den täglichen Wetter-Small-Talk einstreuen kann. So eine Art „Frühlingsbeginn zum Mitreden“ oder „Frühlingsbeginn für Angeber und Angeberinnen“. 😉
Um ehrlich zu sein: Mir war das mit dem unterschiedlichen Beginn der Jahreszeiten bisher nicht ganz klar. Und schon gar nicht so klar, dass ich das irgendwie erklären hätte können. In der Schule haben wir gelernt: Der Frühling beginnt am 21. März. In den letzten Jahren beginnt der Frühling aber immer öfter schon am 20. März und zwischendurch dann wieder am 21. März, und in 30 Jahren sogar am 19. März.
Wie lässt sich das möglichst einfach verstehen und zusammenfassen?
Das Ergebnis einer Recherche in der Welt der Jahreszeiten-Astronomie
Es hat etwas mit unserem Kalender zu tun, dem Gregorianischen Kalender. Der gregorianische Kalender wurde vor rund 400 Jahren von Papst Gregor XIII. eingeführt. Denn die damaligen Kalender konnten die astronomischen Abläufe, wie Tageslänge und Jahreslänge, nicht genau abbilden.
Der gregorianische Kalender ist zwar ausgefeilter als seine Vorgänger-Kalender. Aber auch er kommt nicht ohne ein paar Tricksereien aus. Und da sind wir schon beim Thema Frühlingsbeginn. Weil:
Von einem Frühlingsbeginn bis zum nächsten Frühlingsbeginn vergehen nach unserem Kalender 365 Tage, also ein Jahr.
Aber: Die Sonne und die Erde kümmern sich nicht um unseren Kalender, egal wir schön wir ihn benennen. Zwischen einer Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche bis zur nächsten vergehen in Wirklichkeit nicht genau 365 Tage. Sondern 365 Tage und knapp sechs Stunden.
Das heißt: Im Vergleich zu unserem Kalender kommt der Frühlingsbeginn vom Sonnenstand her jedes Jahr um sechs Stunden zu spät. Und der Zeitpunkt des Frühlingsbeginns rutscht in unserem Kalender immer weiter nach hinten und kann plötzlich statt am 20. März erst am 21. März sein.
Damit haben wir einen großen Teil der Frage schon geklärt.
Vier Mal sechs Stunden sind ein Tag
Aber in dem Zusammenhang ist auch wichtig zu wissen: Diese sechs Stunden Verspätung klingen zunächst nicht viel. Aber wer jedes Jahr um sechs Stunden zu spät kommt, sammelt im Laufe der Zeit eine ganz ordentliche Verspätung. Weil: Sechs Stunden Verspätung pro Jahr, ergeben nach vier Jahren (4×6=24) in Summe 24 Stunden Verspätung, das ist also in Summe ein Tag.
Hoppla: vier Jahre, ein Tag Verspätung, Kalender? Da drängen sich doch sofort die Worte „Schaltjahr“ und “ Schalttag auf“ auf. Nach vier Jahren ist der Sonnenstand im Vergleich zu unserem Kalender einen Tag „zu spät“, zum Beispiel was den Frühlingsbeginn betrifft.
Wir helfen uns daher mit einem Trick im (gregorianischen) Kalender. Weil die Sonne nach vier Jahren rund einen Tag Verspätung hat, schieben wir alle vier Jahre einen zusätzlichen Tag im Kalender ein. Das ist der Schalttag am 29. Februar. Und plötzlich passt wieder alles.
Jahreszeiten-Wissen für Angeber/innen
Mit diesem „Angeber-Wissen“ können wir gleich überlegen, wie wir eine kurze und eindrucksvolle Erklärungen im täglichen Small-Talk unterbringen könnte.
Wenn jemand zum Beispiel sagt: „Heuer ist der Frühlingsbeginn schon am 20. März. Ist der nicht normal am 21. März?“
Dann sagen wir – als jetzt Wissende – ganz selbstverständlich: „Naja, das wechselt. Weil unser Kalender und die Sonne nicht ganz zusammenpassen. In unserem Kalender besteht ein Jahr aus 365 Tagen. Aber Sonne und Erde brauchen für ein Jahr etwas länger als der Kalender: nämlich 365 Tage und fast sechs Stunden. Die Sonne ist also jedes Jahr um sechs Stunden später dran. Daher verschiebt sich der Frühlingsbeginn von Jahr zu Jahr um sechs Stunden nach hinten. Das wird dann irgendwann so viel, dass der Frühlingsbeginn um einen Tag später ist und vom 20. auf den 21. März rutscht.“
Entweder haben wir unser Gegenüber mit dieser ganz selbstverständlich aus dem Ärmel geschüttelte Erklärung ohnehin schon ziemlich beeindruckt oder wir legen sicherheitshalber noch ein wenig nach und sagen: „Wenn Du Dir die genauen Uhrzeiten des Frühlingsbeginns anschaust, zum Beispiel im Internet, sieht Du das schön. Der Frühling beginnt jedes Jahr sechs Stunden später.“
Unterschätze Deine Gesprächpartner nicht
Klingt schon ganz gut oder? Aber Vorsicht, jetzt nicht zu früh zurücklehnen. Denn der Gespächspartner oder die Gesprächpartnerin kann uns noch ein wenig ins Schwitzen bringen. Zum Beispiel mit der Frage: „Ja, ja, das habe ich schon gesehen, aber das ist ja nicht immer gleich. Manchmal ist der Frühlingsbeginn später und manchmal früher.“
Hier kontern wir am besten ruhig und wissend mit unserem zusätzlichen Schaltjahr-Wissen:
„Das hat mit den Schaltjahren zu tun. Der Frühlingsbeginn ist im Kalender jedes Jahr sechs Stunden später. Nur in einem Schaltjahr nicht. In einem Schaltjahr ist der Frühlingsbeginn um fast einen Tag früher als in einem Jahr zuvor. Weil in einem Schaltjahr der 29. Februar dazukommt, damit Kalender und Sonnenstand wieder besser zusammenpassen.“
Die Tabelle der Frühlingsbeginn-Zeiten zeigt es schön
Ist unser Gegenüber noch etwas skeptisch, kann man zusammenfassen mit:
„Schau dir mal die Frühlingsbeginnzeiten im Internet genau an. Die sind jedes Jahr sechs Stunden später. Nur in den Schaltjahren nicht. Da springen sie um rund einen Tag zurück. Das muss man so machen. Sonst hätten wir nach unserem Kalender ja irgendwann erst zu Weihnachten den Frühlingsbeginn. Obwohl – vom Wetter her würde das manchmal ohnehin passen.“
Und wir sind nach einem kurzem – und hoffentlich sehr eindrucksvollen – Wissens-Einschub wieder im Bereich des normalen Wetter-Small-Talks.
Ich wünsche Dir einen schönen Frühlingsbeginn, und viel Spaß beim Angeben. Muss manchmal auch ein bissl sein, oder? 🙂
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Hier einige Zeiten des Frühlingsbeginns: Jedes Jahr beginnt der Frühling rund sechst Stunden später. Nur in den Schaltjahren nicht: 2004, 2008, 2012, 2016, 2020. Nach den Schaltjahren beginnt er wieder fast einen Tag früher. Aber nur fast: Denn es kommen ja nach dem Abzug der 24 Stunden des eines eingeschobenen Schalttags noch die sechs Stunden Verspätung dazu. Ergibt also in Schaltjahren einen nicht ganz einen Tag früheren Frühlingsbeginn. (Quelle der Tabelle-Daten: Wikipedia)
Jahr | Astronomischer Frühlingsbeginn (Mitteleuropäische Zeit) |
---|---|
2000 | 20. März 08:35 |
2001 | 20. März 14:31 |
2002 | 20. März 20:16 |
2003 | 21. März 02:00 |
2004 | 20. März 07:49 |
2005 | 20. März 13:33 |
2006 | 20. März 19:26 |
2007 | 21. März 01:07 |
2008 | 20. März 06:48 |
2009 | 20. März 12:44 |
2010 | 20. März 18:32 |
2011 | 21. März 00:21 |
2012 | 20. März 06:14 |
2013 | 20. März 12:02 |
2014 | 20. März 17:57 |
2015 | 20. März 23:45 |
2016 | 20. März 05:30 |
2017 | 20. März 11:28 |
2018 | 20. März 17:15 |
2019 | 20. März 22:58 |
2020 | 20. März 04:50 |