Interview mit Dr. Olaf Eisen. Er leitet das Projekt „Beyond EPICA“ mit 14 Organisationen aus zehn Ländern. Das Ziel: Im Eis der Antarktis 1,5 Millionen Jahre alte Lufteinschlüsse zu finden, um wichtige Informationen zur Vergangenheit und Zukunft unseres Klimas zu erhalten.
Dr. Olaf Eisen, vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, erzählt im Interview, warum so ein Eisbohrkern wichtig für das Verständnis unseres Klimas ist, wie man in den letzten drei Jahren den idealen Platz für die Borhung gesucht hat und warum er (noch) optimistisch für die Zukunft unseres Klimas ist.
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Infos zum Thema „Beyond EPICA“
Olaf Eisen ist Gletscherforscher, Geophysiker und Experte für Eis. Seine Projekte reichen von den Gletschern der Alpen über Grönland bis zur Antarktis. Derzeit koordiniert er das Projekt „Beyond EPICA Oldest Ice“. 14 Organisationen aus zehn Ländern suchen im Eis der Antarktis nach 1,5 Millionen Jahre alten Spuren unseres Klimas. Mit einer knapp drei Kilometer tiefen Bohrung sollen diese Klimazeugen gewonnen werden. In den letzten Jahren wurde der optimale Bohrplatz gefunden, demnächst beginnen die Bohrungen.
EPICA – Was bisher geschah
„Beyond EPICA“ soll über das Projekt EPICA hinausgehen. EPICA (European Project for Ice Coring in Antarctica) wurde in den frühen 2000er-Jahren abgeschlossen und lieferte aus dem Eis der Antarktis Klimaspuren aus den letzten rund 800.000 Jahren. Für den Zeitraum davor fehlen aber noch wichtige Informationen. Hier setzt „Beyond EPICA“ an.
Ein rätselhafter Klima-„Knick“
Vor 900.000 bis 1,2 Millionen Jahre änderte sich das Klima der Erde markant. Davor wechselten Warm- und Kalt-Zeiten im Rhythmus von ca. 40.000 Jahren, danach im Rhythmus von ca. 100.000 Jahren. Dieses Rästel der „mid-Pleistocene transition, MPT“ zu entschlüssen, könnte wichtige Erkenntnisse zum Verständnis der Zusammenhänge zwischen Kohlendioxid, Eis, Atmosphäre und Ozeanen bringen. Ein Schlüssel dazu ist im Eis der Antarktis verborgen.
Eisbohrkerne: in die Vergangenheit sehen
Entstehen Schneeflocken oder gefriert Wasser, werden winzige Blasen mit Luft eingeschlossen. Diese Luftblasen enthalten somit einen Mikro-Ausschnitt des aktuellen Klimas. Schicht für Schicht bildet sich daher auf einem Gletscher mit jeder Lage neuem Eis eine Art Buch des Klimas.
Bohrt man senkrecht ein Stück Eis heraus, kann man das Klima tausende Jahre zurück analysieren. Dafür wird jede Schicht vorsichtig aufgeschmolzen und die enthaltenen Lufteinschlüssen werden untersucht (auf Gase und andere Klimaspuren).
Irgendwo im Nirgendwo: der Ort der Bohrung
Drei Jahre Vorarbeit waren notwendig, um den optimalen Bohrplatz für „Beyond EPICA“ zu finden. Er liegt in der Ost-Antarktis am Polarplateau „Dome C“, etwa 40 Kilometer entfernt von der Forschungsstation Dome Concordia.
Weitere Infos
Projekt-Website „Beyond EPICA“: https://www.beyondepica.eu/