Es geht heute um den April. Und es geht darum, was man über diesen April in zwei Wochen sagen wird. Es geht also um eine sehr gewagte Langfristprognose und es geht vor allem um eine sehr mutige Behauptung.
Ein perfektes Thema für die nicht ganz ernst gemeinte, aber sehr ernst gemeinte Wetterzeit-Serie „Wetter für Angeber/innen – für mehr Niveau im Wetter-Small-Talk“. Sehen wir uns also an, wie wir mit diesem April im täglichen Wettergespräch Eindruck schinden können.
Diesen Beitrag gibt es auch als Podcast:
Wie sieht die klassische Wetterplauderei momentan aus? Naja, es geht wahrscheinlich irgendwie in die Richtung: „Angenehm, dass es endlich warm ist“ oder „Puh, ziemlich warm momentan“ oder „So gar nicht typisches das Aprilwetter heuer“ oder – auch ein Klassiker – „So warm im April, ob das normal ist“.
Hier hakt der geübte Wetterangeber, oder die geübte Wetterangeberin, ein. Du antwortest mit dem kurzen und sicher sehr eindrucksvollen Hinweis: „Naja, das wird wohl einer der wärmsten April-Monate der Messgeschichte werden. Vielleicht sogar einer der zehn wärmsten. Bei 250 Jahren österreichischer Messgeschichte ist Top 10 schon ziemlich ungewöhnlich.“
Da ist eine Ansage, oder?
Aber jetzt nicht locker lassen. Jetzt heißt es für den erfolgreichen Wetterangeber und die erfolgreiche Wetterangeberin: gut vorbereitet sein. Für etwaige skeptische Gegenargumente oder Nachfragen, wie „Naja, ist ja erst der halbe April vorbei, da kann noch viel passieren.“ Vielleicht sogar ergänzt um das klassische „Der April macht ja bekanntlich was er will“.
Darauf antworten wir am besten mit einer zweiteiligen Antwort:
Und zwar mit: „Das würde mich schon sehr wundern. Erstens war der April bisher extrem warm. Wie liegen derzeit rund drei 3 Grad über einem durchschnittlichen April. Zweitens ist kein Ende der warmen Wetterlage in Sicht. Höchstwerte um die 15 Grad wären jetzt normal – da liegen wird in den nächsten Tagen deutlich darüber. Ich bleib dabei: In zwei Wochen werden wir hören: Ddas war einer der wärmsten April-Monate der österreichischen Messgeschichte.“
Mit dieser sehr mutigen Ansage hast Du entweder Deinen Ruf als „kennt sich ziemlich gut aus beim Wetter“ ein Mal mehr gefestigt, oder Du musst noch ein wenig nachlegen.
Hier noch ein wenig Argumentationsfutter, falls Dein Gegenüber noch nicht zufrieden ist:
Auf „Was bedeuten schon 3 Grad über dem Durchschnitt“ lässt sich sagen:
-
Das ist sehr viel. Der April 2014 war mit 2,0 Grad über dem Durchschnitt einer der zehn wärmsten der österreichischen Messgeschichte. Und der April 2011 lag mit 2,8 Grad über dem Durchschnitt sogar auf Platz 3.
-
Man darf nicht vergessen. Das Monatsmittel besteht ja nicht nur aus den Höchstwerten. Da geht es um die Tages- und Nachttemperaturen des gesamten Monats in ganz Österreich. Da ist eine Abweichung von 2 oder 3 oder mehr Grad sehr beachtlich. Ein ganz gutes Gefühl für die Abweichungen bekommt man auf der ->Klimatothek der ZAMG.
Auf „Und wenn schon. Manchmal ist der April warm, manchmal kalt“ lässt sich sagen:
-
Zu warm ist in letzter Zeit schon der Normalfall. In den letzten zehn Jahren war der April nur zwei Mal zu kalt (2008 und 2017), sonst immer zu warm.
-
Dass sich der Frühling ändert, merken wir auch an der Natur: Die Blüte von Marille, Apfel und Kirsche ist mittlerweile schon um rund zehn Tage früher als noch vor 20 Jahren.
Gewappnet sein solltest du auch für: „Das Wetter kann man doch nur auf ein paar Tage vorhersagen. Uns bleiben aber noch zwei Wochen April. Da kann viel passieren“. Darauf lässt sich sagen:
-
Stimmt, der genaue Wetterverlauf lässt sich nur für ein paar Tage vorhersagen. Aber die großräumigen Wetterlagen – was passiert am Atlantik, was in Europa – werden von den Modellen oft für ein, zwei Wochen sehr gut berechnet. Und da sieht es momentan für Österreich durchgehend nach entweder warmem Südwind oder sonnigem Hochdruckwetter oder zeitweise auch beidem aus.
-
Ergänzen kann man noch: Zum Beispiel zeigen momentan für alle Landeshaupstädte bis zum 24. April fast alle Modellläufe Temperaturen deutlich über den normalen Höchstwerten von 15 Grad, zeitweise sogar bei 20 Grad und mehr (siehe Abbildung).
In Wien wahrscheinlich bis Ende April überdurchschnittlich warm: Dargestellt sind Berechnungen verschiedener Modellläufe. Aus meteorologischen Gründen verwendet man die Temperatur in 1500m Höhe. Rechnet man 14 Grad dazu, hat man in etwa die Temperatur am Boden. Quelle: wetterzentrale.de
Ich denke, das sollte reichen, um die Ansage „Das wird einer der wärmsten April-Monat der Messgeschichte“ fundiert und beeindruckend zu untermauern.
Weil ich aber Meteorologe bin und im Laufe meiner Arbeit schon einige böse Wetterüberraschungen erlebt habe, empfehle ich das Gespräch sicherheitshalber abzuschließen mit:
„Aber sicher: Zu 100 Prozent fix ist beim Wetter nichts. Das macht es ja so spannend. Aber in diesem Fall müsste schon viel passieren. Ich würde mich sogar wetten trauen: Dass dieser April unter die, naja, sagen wir 15 wärmsten April-Monate der letzten 250 Jahre kommt.“
So kann man das Gespräch versöhnlich abschließen, sichert sich ganz nebenbei noch ein wenig ab und endet trotzdem mit einer mutigen Ansage, vielleicht sogar mit einer profitablen Wette.
In zwei Wochen wird dann abgerechnet!
Bis dahin wünsche Dir einen frühlingshaften und zeitweise sogar sommerlichen April. Vielen Dank für Deine Zeit mit der Wetterzeit. Und ich freue mich, wenn wir gemeinsam dran bleiben – an der nicht ganz ernst gemeinten, sehr ernst gemeinten Serie „Wetter für Angeber und Angeberinnen) – für mehr Niveau im Wetter Small-Talk.“
Schönes Wochenende!
[…] Wetterangeber-Tipp letzte Woche zu einem der wärmsten Aprilmonate der Messgeschichte (->siehe hier) wird sich als richtig erweisen. Und der sonst so launische April ist heuer eigentlich nur […]