Später Sommer oder früher Winter?

Wochenvorschau: Was bringt der restliche September?

Ja, Wettervorhersagen für mehr als drei, vier Tage sind sehr unsicher. Aber trotzdem ist es spannend, sich den groben Trend anzusehen. Wird es noch einmal sehr warm? Oder nimmt der Winter einen Anlauf? Oder pfeift ein kräftiger Herbststurm übers Land?

In der Wochenvorschau schauen wir uns heute die letzten zehn Tage dieses Septembers an.

Info: Diesen Beitrag gibt es auch als Podcast (Downloads für Android und iOS siehe Spalte rechts) und hier als Audio-Datei:

Der Wind dreht

Wer heute und in den letzten Tagen gefroren hat, tat das klimatologisch fundiert. Denn es ist derzeit im Großteil Österreichs ein paar Grad zu kühl für die zweite Septemberhälfte.

Der Grund: Das kräftige Hochdruckgebiet über England schaufelt uns kalte Luft aus dem Norden nach Österreich (siehe Bild 1).

Bild 1: Noch bringt uns das Hoch über England kalte Luft aus dem Norden nach Österreich. Credit: windy.com

Das ändert sich aber in den nächsten Tagen. Das Hoch zieht in unsere Richtung, vereinigt sich mit dem Hoch über dem Mittelmeer. Das bewirkt drei Dinge für das Wochenende drei Dinge:

Am Wochenende:

  • viel Sonnenschein: Das Hochdruckgebiet bringt uns sehr trockene Luft und somit gute Fernsicht und kaum Wolken. Super Wander- und Ausflugswetter!
  • kalte Nächte: Bei wolkenlosem Himmel kühlt es in der Nacht stark ab. Die Frühtemperaturen sind am Wochenende selbst in den Landeshauptstädten einstellig. In einigen Tälern ist leichter Frost möglich.
  • warme Nachmittage: Durch die neue Lage des Hochdruckgebiets dreht der Wind in Österreich auf Süd und es wird spürbar wärmer (siehe Bild 2). Um die 20 Grad hat es fast überall, mit Föhn auch um die 25 Grad.
Bild 2: Am Wochenende (hier der Sonntag) dreht der Wind auf Südwest und bringt uns milde Mittelmeerluft nach Österreich. Credit: windy.com

Neue Woche, neues Wetter

Zu Beginn der neuen Woche dreht die großräumige Luftströmung auf West (siehe Bild 3).

Westströmung bedeutet im Alpenraum meistens wechselhaftes Wetter, weil dann vom Atlantik her immer wieder feuchte Luft zu uns kommt. Westströmung bringt im Herbst und Winter aber nicht allzu kaltes sondern eher sogar mildes Wetter, weil der Atlantik noch relativ warm ist. Zum Beispiel hat das Wasser vor Süd-England derzeit um die 17 Grad und vor der Küste Frankreichs um die 19 Grad.

Da bei Westwetter die Luft recht flott vom Atlantik zu uns gebracht wird, ist eine längerfristige Vorhersage schwierig, speziell was den zeitlichen Ablauf von Sonne, Wolken, Regen betrifft.

Deutlich sicherer ist bei Westwetter die Temperaturvorhersage. So ist es derzeit relativ sicher, dass die erste Wochenhälfte für Ende September normale Temperaturen bringt, das sind zum Beispiel in den Landeshauptstädten so um die 18, 19, 20 Grad.

Bild 3: Ab Montag dreht die Strömung auf West. Das bedeutet wexhselhaftes und eher mildes Wetter. Credit: windy. com

Mildes Monatsende?

In der zweiten Hälfte der kommenden Woche dreht die großräumige Luftströmung dann von West auf Südwest (siehe Bild 4). Damit kommt die Luft aus noch etwas wärmeren Regionen des Atlantiks zu uns. Außerdem wird es leicht föhnig.

Das sieht derzeit in allen Vorhersagemodellen recht ähnlich aus und dürfte auch am nächsten Wochenende noch so bleiben. Somit stehen die Chancen gut, dass der September mit normalen oder sogar leicht überdurchschnittlichen Temperaturen zu Ende geht.

Bild 4: Für die zweite Hälfte der kommenden Woche sieht es derzeit nach einer milden, föhnigen Südwestströmung aus. Credit: windy.com

Monatsbilanz fällt recht mild aus

Damit wird der September insgesamt relativ mild ausfallen. Denn in der aktuellen Zwischenbilanz liegt der September bereits um etwas mehr als ein Grad über dem Durchschnitt (siehe Bild 5). Und da der restliche Monat mit großer Wahrscheinlichkeit normal oder zu warm verläuft, wird der September auch überdurchschnittlich warm ins Ziel gehen.

Das wird sich zwar nicht im Rekordbereich abspielen, ist aber trotzdem beachtlich, weil das heuer dann schon der siebente überdurchschnittlich warme Monat ist. Deutlich zu kalt war nur der Mai und der Jänner lag knapp unter dem Mittel.

Bild 5: In der Zwischenbilanz (bis inkl. 19.9.19 ist dieser September bisher in ganz Österreich überdurchschnittlich warm verlaufen. Credit: ZAMG

Neuschnee auf den Bergen: ja, aber…

Das ziemlich sicher milde Finale dieses Septembers verhindert auch einen gröberen Wintereinbruch bis in die Täler, wie das zu dieser Jahreszeit durchaus schon vorkommen kann. In den nächsten zehn Tagen kommen nur im Hochgebirge ein paar Zentimeter Neuschnee zusammen. Um die zehn Zentimeter dürften es nach aktuellem Stand der Prognose sein (siehe Bild 6).

Somit können wir die Frage aus der Überschrift beantworten: Derzeit sieht es für den restlichen September nicht nach einem frühen Wintervorstoß aus. Auch das Gegenteil, also eine spätsommerliche Hitzewelle ist ziemlich sicher nicht der Fall. Es erwarten uns eher normale bis leicht überdurchschnittliche Herbsttemperaturen.

Bild 6: Die Neuschnee-Menge bis Ende September sieht derzeit eher bescheiden aus. Nur auf den höchsten Gipfeln der Alpen schneit es in den nächsten Tagen ein paar Zentimeter. Credit: windy.com

Apropos Hitze: Mich überrascht immer wieder, wie heiß es in einem September noch sein kann. Hier zum Abschluss noch kurze Blick auf die Rekordlisten:

Hitze im September

Den Hitzerekord für September registrierte die ZAMG am 1. September 2015 in Pottschach in Niederösterreich mit 36,0 Grad!

Alle Bundesland-Rekorde liegen im September über 33 Grad. Allerdings stammen die meisten Rekorde aus der ersten Septemberhälfte, wo die Tage noch deutlich länger sind und die Sonne noch deutlich mehr Kraft hat.

Nur in drei Bundesländern stammt der Rekord aus der zweiten Septemberhälfte (alle Daten ZAMG):

In Wien mit 34,5 Grad in der Innenstadt am 17.9.2015.

In Vorarlberg mit 34,2 Grad in Bregenz am 17.9.1975.

In Tirol mit 33,1 Grad in Kufstein am 16.9.1947

Vielen Dank für eure Zeit mit der Wetterzeit,
ich wünsche euch ein schönes Wochenende und eine gute neue Woche!

Herbstlicher Blick auf die Donau in Niederösterreich, knapp westlich von Wien. Credit: wetterzeit/Thomas Wostal